Vom 21. bis zum 30. April fanden sich Sportler aus aller Welt zum größten Sportereignis der Masters-Szene zusammen. Die „World Masters Games“ fanden bereits zum 9. mal statt, Ausrichter war diesmal die neuseeländische Stadt Auckland. In 28 Sportarten kämpften die Athleten um Medaillen und Platzierungen, als Masters-Athlet muss man mindestens 25 Jahre alt sein, nach oben sind die Altersgrenzen offen.
Im Gewichtheben beträgt das Mindestalter 35 Jahre, eine Alterskategorie erstreckt sich jeweils über 5 Jahrgänge. Die Gewichtheber des TSV Blau-Weiß 65 Schwedt waren bereits zum 6. mal bei diesem Ereignis vertreten, diesmal hatte sich Christian Zühlke langfristig auf die Wettkämpfe vorbereitet und sich dann auf den mehr als 17.600 km langen Weg nach Auckland gemacht. Zur Chancenoptimierung wechselte er von seiner angestammten Gewichtsklasse (bis 77 kg) eine Kategorie nach unten in die Klasse bis 69 kg. Hier ergaben sich in der Altersklasse 35 – 39 Jahre durchaus Medaillenchancen für den Schwedter. Die Atmosphäre dieses Sportereignisses war Christian nicht unbekannt, bereits 2013 startete er bei den 8. WMG in Turin, damals belegte er den 4. Platz.
Das abschließende Training bereits in Auckland zeigte, dass Christian die nicht zu unterschätzenden Anstrengungen der etwas mehr als 30 Stunden dauernden Anreise gut verkraftet hatte und auch das Körpergewicht für die angestrebte Gewichtsklasse stimmte. Der Wettkampftag begann bereits gegen 7.00 Uhr, da vom Hotel zur Wettkampfstätte die Stadt einmal komplett durchquert werden musste. Die nach dem Wiegen veröffentlichte Starterliste mit den geplanten Anfangslasten der Konkurrenz zeigte an, dass es zumindest 5 Bewerber auf die Medaillenränge gab, darunter auch Christina Zühlke.
Bei 97 kg im Reißen begann der Schwedter seinen Wettkampf mit einer gültigen Hebung, dieser Last ließ er ebenfalls gültige 100 und 102 kg folgen. Die Taktik der relativ kleinen Steigerungen ergab sich aus den letzten Wettkämpfen in der Landes- bzw. Bundesliga, Christian offenbarte in diesen kleinere Konzentrationsprobleme. Zwar waren diese auch in Auckland nicht ganz beseitigt, er reizte das 1 Minuten-Limit der Versuche buchstäblich bis zu den letzten Sekunden aus, aber das „Halbzeitergebnis“ mit Platz 3 lies alle Möglichkeiten offen. Vor dem Schwedter lag der Japaner Tokunaga mit 105 kg, sowie mit ebenfalls 102 kg der Neuseeländer Bevan. Das Stoßen erwies sich dann als Pokerspiel bei dem der Japaner mit nur einem gültigen Versuch bei 112 kg als erster die Segel streichen musste. Christian wählte als Einstiegslast 116 kg und hatte damit den Rückstand aus dem Reißen auf Tokunaga bereits wettgemacht und die Bronzemedaille gesichert. Als nächstes hieß es den Einstieg des Neuseeländers bei 118 kg abzuwarten, der brauchte für diese Last alle 3 Versuche und hatte dann im Zweikampf 220 kg im Protokoll. Durch eine Neuregelung im Gewichtheben bedeutete es nun, dass der Schwedter 221 kg im Zweikampf erreichen musste um vorbei zu ziehen, dementsprechend wurden 119 kg aufgelegt. Auch bei dieser Last lief die Zeit bis auf 2 Sekunden ab, dann kam der entscheidende Auftakt und Christian sicherte mit einem gültigen Versuch die Silbermedaille. Mit dem Australier Valentine war nun noch ein Athlet im Rennen, dieser hatte zwar lediglich 95 kg aus dem Reißen in die Wertung gebracht, begann im Stoßen aber erst mit gültigen 121 kg. Damit lag er im Zweikampf mit 216 kg zwar erst auf Rang 4, hatte aber noch 2 Hebungen offen. Der Versuch von Christian Zühlke den Abstand durch seine letzte Hebung bei 122 kg zu vergrößern scheiterte knapp im Ausstoß, so dass man nun die Reaktion Valentine´s abwarten musste. Der brauchte nun 127 kg um die siegbedeutende Zweikampflast von 222 kg zu erreichen. Den Kampf „Alles oder Nichts“ verlor der Australier, die 127 kg erwiesen sich in beiden Versuchen als zu schwer und somit blieb ihm Rang 4. Für Christian Zühlke bedeuteten die 221 kg im Zweikampf den Sieg bei den World Masters Games und auch den Titelgewinn bei den gleichzeitig ausgetragenen Weltmeisterschaften der Masters im Gewichtheben. Nach Thorsten Teichert (WMG 2009 in Sydney) ist Christian Zühlke der zweite Gewichtheber des TSV Blau-Weiß 65 Schwedt dem diese herausragende Leistung gelang. Das zeigt, dass lange Anreisewege kein Hindernis für die Schwedter Gewichtheber sind, vielleicht ein gutes Omen im Hinblick auf die 10. „World Masters Games“ im Jahr 2021 im japanischen Kansai.
R. Taubert