(von Jan Schulze)
In der Zeit vom 15.05.2010 bis 22.05.2010 fanden in Linz (Österreich) die 20. Europameisterschaften der Masters (Senioren) im Gewichtheben statt. Für diese Europameisterschaften hatten sich 653 Athletinnen und Athleten aus über 30 Ländern in die Meldelisten eintragen lassen. Aus den Reihen der Schwedter Gewichtheber machten sich Thorsten Teichert in der Altersklasse 3 (45-49 Jahre) Gewichtsklasse – 77 kg und Jan Schulze Altersklasse 1 (35 bis 39 Jahre) Gewichtsklasse – 94 kg auf den Weg nach Linz um sich mit ihren Konkurrenten zu messen. Für den bereits erfahrenen World Masters Champion von 2009, Thorsten Teichert, wurde vom verantwortlichen Trainer Roland Taubert vor der Abreise das Ziel Medaille klar formuliert. Für Jan Schulze hingegen war es der erste internationale Auftritt bei den Masters. Hier waren auch die Erwartungen des Trainers etwas bescheidener. Mit einem Zweikampfergebnis in Nähe seiner Bestleistung sollte Jan Schulze eine Platzierung unter den Top 10 erreichen können. Als Erster der beiden Schwedter Athleten trat dann Thorsten Teichert an die Hantel. In Teicherts Gewichtsklasse gingen 12 Sportler an den Start. Mit den deutschen Holger Worm, Schachawan Khoschnau, dem Finnen Vesa Hakala und dem Ukrainer Mykhalyo Burkov waren Thorsten schärfste Konkurrenten im Kampf um die Medaillen schnell ausgemacht. Von den genannten Favoriten begann der Finne Hakla seinen Wettkampf als erster. Er konnte in der ersten Teildisziplin dem Reissen 95 kg gültig in die Wertung bekommen. Teichert hatte seinen Wettkampf mit einem gültigem Versuch bei 92 kg begonnen. Um nun an dem Finnen vorbei zu kommen, ließ Thorsten 96 kg auflegen. Doch Teichert scheitere auf Grund einer technischen Unsauberkeit (Hantel blieb vorn stehen) bei der Ausführung des Versuches. Mit etwas Wut im Bauch wiederholte Thorsten dann in seinem drittem Versuch, die 96 kg und konnte diese Last fast schon mit Leichtigkeit bewältigen. Nun musste Thorsten die Versuche der Deutschen Worm und Khoschnau und die des Urkainers Burkov abwarten, um zu sehen, was diese geschafften 96 kg nach dem Reissen Wert waren. Worm gelang mit 105 kg der Höchstwert im Reissen , gefolgt vom Ukrainer Burkov mit 100 kg. Ebenfalls vor Teichert lag Khoschnau mit geschafften 98 kg.
Nach dem Reissen auf Platz 4 liegend, fragten sich einige aus dem Deutschen Lager, ob hier möglicherweise durch den verpatzten Versuch Teicherts die Medaillenträume bereits zerplatzt waren. Doch Teichert wollte im Stossen zeigen, dass die Medaillen noch nicht vergeben waren. Der Finne Hakala begann mit gültigen 115 kg und scheiterte dann zwei mal bei 119 kg. Der nach dem Reissen führende Deutsche Worm begann ebenfalls bei 115 kg und ließ diesen gültige 120 kg folgen. Teichert steigerte und wartete ab. Khoschnau konnte 118 kg bewältigen und scheiterte bei 122 kg im zweiten Versuch. Teichert wartete noch immer ab. Auch der Urkainer Burkov hatte seinen Wettkampf bereits bei 121 kg begonnen. Teichert verlangte für seinen ersten Versuch im Stossen 123 kg. Dieser Versuch gelang souverän und Teichert meldete sich im Medaillenkampf zurück. Den Finnen Hakala hatte er nun endgültig hinter sich gelassen und auch an dem Deutschen Khoschnau war Teichert mit 219 kg im Zweikampf vorbei gezogen. Der in Führung liegende Deutsche Worm sah sich gezwungen, auf 125 kg zu steigern. Nachdem Teichert auf 126 steigerte, tat es ihm der Ukrainer Burkov gleich. Aber als erster war der Deutsche Khoschnau bei 123 kg gefordert. Dieser Versuch gelang Khoschnau und er verdrängte mit geschafften 221 kg im Zweikampf nun Teichert wieder auf den 4. Platz. Dann folgte Worm bei 125 kg. Etwas schmeichelhaft die Wertung der Referee, aber gültig ist gültig. Damit lag Worm fast uneinholbar mit 230 kg im Zweikampf in Führung. Teichert wollte die Medaille. Dazu brauchte er nun diese 126 kg in der Wertung. Doch zuerst Burkov, ebenfalls im zweiten Versuch 126 kg – ungültig. Nun folgte Teichert –nach einer schier unendlichen Konzentrationsphase an der Hantel hob Teichert ab und setzte diese 126 kg stark um – mit der Last auf den Schultern war nun die Hälfte geschafft. Jedoch gerade in den letzten Wochen des Trainings hatte Teichert ungekannte Schwächen im Ausstoß gezeigt. Nicht jedoch bei diesem Versuch.Förmlich als wenn er die Hantel bis unter die „Decke“ stossen wollte, „knallte“ er die Last nach oben. Die Wertung folgte – gültig 222 kg im Zweikampf bedeuteten die Medaille. Zu diesem Zeitpunkt Platz 2 hinter Worm. Doch der Ukrainer Burkov hatte noch einen Versuch bei 126 kg, den er gültig gestalten konnte. Damit zog dieser wieder an Teichert vorbei. Aber der hatte noch einen Versuch und der Angriff auf die Silbermedaille folgte. Teichert verlangte 131 kg für seinen letzten Versuch. Doch hier ereignete sich etwas, was die Gemüter im Deutschem Lager lange nicht zur Ruhe kommen ließ.
Nachdem die Last aufgelegt, das heißt bereit ist, erfolgt der Aufruf des Athleten. Von diesem Moment an hat der Athlet eine Minute Zeit seinen Versuch zu beginnen. Hier bei dem dritten Versuch Teicherts wurde die Last gesteckt und die Zeit begann herunter zu laufen. Als Teichert noch 47 Sekunden hatte um den Versuch zu beginnen, verkündete der Sprecher der Veranstaltung, dass die Zeit für Teichert bereits laufe. Dieser rannte nun auf die Bühne und hob bei einer Zeit von noch verbleibenden 2 Sekunden ab. Jedoch konnte Teichert diese Last nicht umsetzen – die Konzentrationsphase war hier einfach nicht ausreichend lang genug – 131 kg ungültig. Trotz aller Proteste der Deutschen blieb es bei dem Wettkampfausgang und Thorsten Teichert erreichte mit einer Leistung von 222 kg im Zweikampf den 3. Platz hinter dem Ukrainer Burkov ( 226 kg ) und dem Deutschen Worm (230 kg). Der zu Hause in Schwedt gebliebene Trainer Roland Taubert zeigte sich nicht ganz zufrieden mit der Leistung seines Athleten, hatte er doch insgeheim etwas mehr erwartet. Vielleicht hätte er vor Ort auf seinen Athleten besser einwirken können. Doch Thorsten Teichert zeigte sich schon kurz nach den Wettkampf kämpferisch und kündigte Revanche im September bei der Weltmeisterschaft der Masters in Polen an. Am letzten Tag der Europameisterschaften waren die „jüngsten“ der Master-Gewichtheber an der Reihe. Hier ging Jan Schulze in der Gewichtsklasse bis -94 kg an den Start. In dieser Kategorie kämpften 12 Athleten um die Medallien. Auf Grund der Meldeliste war schnell klar, dass es bei normalem Wettkampfverlauf für Schulze nicht um die Medaillenplätze gehen würde. Hier hatte ein Athlet aus Aserbaidschan mit gemeldeten 300 kg ein deutliches Zeichen gesetzt. Für Jan Schulze bestand das Ziel darin, bei dieser Europameisterschaft sein gutes Ergebnis (240 kg Zweikampf) von den Deutschen Meisterschaften in Speyer von vor 4 Wochen zu bestätigen. Schulze begann seinen Wettkampf mit einem gültigem Versuch bei 100 kg im Reissen . Im zweiten Versuch schaffte Jan Schulze 105 kg ebenso. Für den dritten Versuch verlangte der Schwedter 107 kg. Auch diese Last konnte Jan Schulze bewältigen und stellte mit diesem Versuch eine neue persönliche Bestleitung auf. Das ihm dies bei den für ihn wichtigstem Wettkampf des Jahres gelang, war umso erfreulicher. Für die zweite Teildisziplin, dem Stossen hatte Jan Schulze 120 kg als Anfangslast gemeldet. Nach dem guten Ergebnis im Reissen und einem starkem Eindruck in der Erwärmung steigerte Schulze seine Anfangslast auf 128 kg für den ersten Versuch. Schulze begann den Versuch energisch und setzte die Last konsequent um. Der Ausstoß der Last wer ebenso sicher, jedoch mit einer technischem Unsauberkeit (hinterer Fuß leicht verdreht) im sogenannten Ausfallschritt. Schulze, der diesen Versuch gültig in die Wertung brachte, verletzte sich dabei am Knie und verzichtete aus Rücksicht auf seine Gesundheit auf seinen zweiten und dritten Versuch im Stossen. Da er selbst nicht mehr in den Wettkampf eingreifen konnte, blieb Jan Schulze bei einer geschafften Zweikampfleistung von 235 kg, was am Ende den 8. Rang bedeutete. Alle Fragen, was hätte, wäre und wenn, die sich Jan Schulze nach dem Wettkampf stellte, waren dahin, als noch in Linz an der Wettkampfstätte festgestellt wurde, dass sich der Sportler nicht ernsthafter verletzt hatte und er entsprechend erster Diagnose dem Knie lediglich zwei bis drei Wochen Trainingspause geben müsse. Noch am Samstag kehrten die Schwedter erschöpft, aber nicht unzufrieden nach Hause zurück. Bereits auf der Rückfahrt wurden durch die beiden Master Gewichtheber mit der Weltmeisterschaft 2010 und der Deutschen Meisterschaft 2011 neue Ziele ins Auge gefasst.
Hier der Link zum Endergebniss: /http://www.sk-voest.com/em10/index.php?sel=rs&lan=de